Graham Nash - Wild Tales by Graham Nash - Wild Tales

Autor:Graham Nash - Wild Tales [Nash, Graham]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783841902825
Herausgeber: Eden Books
veröffentlicht: 2015-03-20T16:00:00+00:00

Der Song raubte mir den Atem. Sie konfrontierte mich ohne Umschweife damit, und ich fühlte mich sehr unbehaglich. Ich erinnerte mich genau an den Moment, den die Zeile „looking through the lace at the face on the conquered moon“ beschrieb: In den Tagen nach der Mondlandung, drei Wochen vor Woodstock, hatte ich ihr von meinem Gefühl erzählt, mein Herz zu früh verschenkt zu haben. Es stimmte, ich hörte die Hochzeitsglocken – „the chapel’s pealing silver bells“ – nicht läuten. Ich wollte sie nicht hören, sie jagten mir Angst ein, obwohl ich Joni liebte. Und ich überhörte die Warnung, mich von meinen eigenen Gefühlen einschüchtern zu lassen, die auch in dem Song steckte.

Stattdessen interpretierte ich ihre Unzufriedenheit als wachsendes Unbehagen gegenüber der inzestuösen Szene in Los Angeles. Joni sehnte sich wie wir alle nach einem Ortswechsel. In L.A. standen wir ständig im Rampenlicht. Alles, was wir taten, erhielt zu viel Aufmerksamkeit, es gab zu viel Geläster, zu viel Geschwätz und Schmeichelei. Joni meinte, dass die Leute sie in einer anderen Stadt vielleicht nicht so genau beobachten würden. Also entschied ich, uns ein Haus in San Francisco zu kaufen.

Als ich 1965 zum ersten Mal nach New York gekommen war, hatte ich gleich gespürt, wie überwältigend Amerika war. Die Stadt in all ihrer Herrlichkeit zog mir den Boden unter den Füßen weg. Der Umzug nach L.A. hatte diesen Eindruck bestätigt und Sonnenschein, Palmen und ein großartiges Freiheitsgefühl hinzugefügt. San Francisco tat dasselbe auf musikalischer Ebene. The Grateful Dead waren dort, Jefferson Airplane, Boz Scaggs, Santana, Steve Miller. Und Crosby. Er und Christine hatten sich in Novato niedergelassen, in einem ländlichen Teil von Marin County, und verbrachten viel Zeit mit The Grateful Dead, deren Mitglieder fast alle in der Nachbarschaft wohnten. Die Mayan lag in Sausalito vor Anker. Neil wollte sich eine riesige Farm in Woodside kaufen, und Elliot Roberts wohnte auch in der Nähe. Die Stimmung in der Stadt gefiel mir. Die Bewohner waren jung, aus den Häusern ertönte Musik. Wo man hinsah, entdeckte man Hippies, Kiffershops, Plattenläden, Wahrsager. Das Wetter unterschied sich von der Hitze in L.A., es war windiger und feucht wie in England. Die Leute waren viel entspannter, weil alle die ganze Zeit breit waren.

Ich verliebte mich in Haight-Ashbury. Das Viertel hatte seine düstere Periode nach dem Summer of Love hinter sich gelassen und belebte sich langsam wieder. Ein Immobilienmakler führte mich zu einer schönen kleinen Oase, Buena Vista Park West, von wo aus man die Haight Street überblicken konnte. Auf der westlichen Seite der Straße, die den Park umgab, stand ein vierstöckiges viktorianisches Gebäude, das 1890 erbaut worden war und mehrere Erdbeben und einen großen Brand überstanden hatte. Das war genau mein Ding. Ziemlich viel Arbeit würde nötig sein, um es einmal komplett zu renovieren, aber ich wollte es unbedingt. Also kaufte ich es sofort für 59 000 Dollar – es war die erste ernsthafte Anschaffung in meinem Leben. Für einen Jungen aus Salford war das ein unglaublicher Schritt. Ich erzählte Joan noch nichts davon. Ich wollte sie damit überraschen, sobald die Arbeiten am Haus begonnen hatten.

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